Das Team gewinnt.

„Ich habe einen tollen Boss“ ist ein Satz, den man in der Geschäftswelt eher selten zu hören bekommt. Doch Barbara Wilson meint ihn genauso wie sie ihn sagt. „Meine Chefin ist eine wunderbare Teamleiterin“, erklärt die 31-Jährige. „Sie ermuntert uns immer wieder, uns weiterzubilden und über den nächsten Schritt in unserer Karriere nachzudenken. Wenn man sich umorientieren und eine andere Richtung einschlagen möchte, dann hilft sie einem dabei.“ Dass das ebenfalls in der Arbeitswelt nicht sehr häufig vorkommt, weiß Wilson. „Ich finde es gut“, sagt sie, „dass unsere Vorgesetzten uns ermutigen, neue Ideen einzubringen. Und sie hören einem zu. Wir arbeiten intensiv zusammen, wenn es um das Entwickeln und Umsetzen von Ideen geht. Denn wir alle möchten ja vorankommen und erfolgreich sein.“

Nun ist es jedoch nicht so, als würde Barbara Wilson sich so schnell wieder beruflich verändern wollen. Sie arbeitet im Supply Chain Management für Nutzfahrzeugreifen im amerikanischen Fort Mill in South Carolina und sie fühlt sich dort so wohl, dass sie ihren Wohnsitz nun dauerhaft hierher verlegt hat. „Ich komme ursprünglich aus Ohio“, erzählt sie. „Aber ich lebe jetzt hier.“ Ein bisschen vermisst sie ihre Heimat schon noch. „In Ohio regnet es zwar viel, aber dort gibt es alle vier Jahreszeiten. Ich mag die Menschen dort. Sie sind sehr direkt und sie sind große Sportfans.“ Ist sie auch einer? „Ich? Natürlich! Ich komme doch aus Ohio!“, sagt sie und lacht. „Ich bin ein Fan der Browns. Sie verlieren ständig, aber sie sind unsere Lokalmatadoren, also unterstütze ich sie, ganz klar.“
Seit sie in Fort Mill arbeitet, kann sie nicht mehr ins Football-Stadion gehen, um die Browns bei Heimspielen zu sehen, doch sie weiß sich zu helfen. „Hier sind ziemliche viele Leute aus Ohio. Wir treffen uns und schauen die Spiele gemeinsam im Fernsehen an. Das fühlt sich dann ein bisschen an wie zu Hause.“

Dort, in Ohio, hatte sie Betriebswirtschaft studiert und sich auf die Bereiche Verkauf und Marketing spezialisiert. „Mein Studium war sehr praxisorientiert“, sagt sie. „Es bildete eine sehr gute Basis für meine Karriere. Und ein halbes Jahr nach meinem Studienabschluss kam ich schon zu Continental.“ Bevor sie ins Supply Chain Management wechselte, sammelte sie über mehrere Jahre Erfahrungen zunächst im Innen-, dann im Außendienst. Sie begann im Vertrieb bei Lkw-Reifen, dann wechselte sie in den Vertrieb von Spezialreifen. „Das war eine ganz spannende Zeit für mich. Es ist ein sehr technikbezogener Job, man muss sich mit den ganzen unterschiedlichen Fahrzeugen auskennen. Das musste ich alles erst einmal lernen.“ Ob es nun Flughafen-Shuttles, Gepäcktransporter, Kräne, Gabelstapler, Container-Transporter oder eben Lastkraftwagen und Busse sind – ihr erschloss sich eine ganz neue Welt. „Mir hat das unglaublich viel Spaß gemacht“, sagt sie. „Ich habe mich sehr gern in die Materie eingearbeitet.“

Das ging sogar so weit, dass Kunden sie direkt anriefen, wenn sie technische Fragen zu den einzelnen Reifen hatten. Als sie nach einiger Zeit noch einmal die Position innerhalb von Continental wechselte, lernte sie den Außendienst kennen. „Ich habe wirklich gestaunt über all die verschiedenen Firmen, die ich dabei kennengelernt habe: von Handwerksbetrieben über Flaschenabfüllbetriebe bis hin zu Medikamenten- oder Lebensmittel-Lieferanten. Das sind Bereiche, in die ich sonst nie hätte hineinschnuppern können. Diese Vielfalt im Job ist schon einmalig.“

Beides zu kennen, Außen- und Innendienst, empfand Barbara Wilson als einen großen Vorteil, als sie schließlich ins Supply Chain Management wechselte. „Ich denke, das hilft mir in meinem jetzigen Job“, sagt sie, „denn ich verstehe die Verkäufermentalität, ich kenne die verwendeten Systeme und ich verstehe auch unsere Kunden. Ich kann deshalb ganz effektiv kommunizieren, was im Bereich Supply Chain zu tun ist.“ Diese Kommunikation zwischen zwei Parteien liegt ihr sehr. „Ich bin eine Art Mediatorin, die mit beiden Seiten nach der bestmöglichen Lösung sucht. Das gefällt mir gut – ich habe viel Spaß daran, immer neue Lösungen zu finden und für meine Kollegen und unsere Kunden eine bestmögliche Mittlerin zu sein.“

Bald wird sie ihre Lösungen noch effektiver kommunizieren können, denn sie lernt zurzeit Spanisch. Jeden Tag kommt eine Spanischlehrerin in die Firma und unterrichtet Barbara und ihr gesamtes Team. „Ich finde es toll“, sagt Wilson, „dass sie uns hier die Sprache beibringen. Bei meiner Arbeit habe ich es häufig mit Kunden in Mexiko und Ecuador zu tun. Man muss zusammenarbeiten, um Dinge zu bewegen, und das kann man doch viel besser tun, wenn man dieselbe Sprache spricht.“

Mit ihrem Team arbeitet Barbara Wilson nicht nur zusammen und lernt die neue Sprache.
„Wir haben so viel Spaß, dass wir uns auch außerhalb der Arbeit treffen. Wir sind Freunde geworden. Ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass wir hier bei Continental als Menschen behandelt werden, nicht als Nummern.“ Da sie mehrfach die Abteilung gewechselt hatte, musste sie jedes Mal einen neuen Kollegenkreis kennenlernen, doch die alten Kollegen sind deshalb nicht vergessen. „Wir schreiben uns Mails zu den Feiertagen, wir gehen abends miteinander weg“, sagt sie. „Man bleibt hier trotzdem in Kontakt.“

Meistens enden Gespräche bei Treffen mit Kollegen bei beruflichen Themen - Das hält viele Menschen davon ab, sich mit Kollegen zu verabreden. Anders bei Barbara Wilson. „Wir tauschen uns einfach gern über die Arbeit aus. Und deshalb würde ich meinen Freunden Continental als Arbeitgeber empfehlen. Das habe ich auch schon getan, aber eigentlich muss ich das gar nicht. Ich erzähle einfach von der Arbeit, dass sie mir wirklich Spaß macht und dass es mir in der Firma gut gefällt. Dann sagen alle immer: ‚Du musst mich da reinbringen.‘“
Es ist allerdings nicht so, als hätte sie nun gar keine anderen Themen mehr, wenn sie mit ihren Kollegen und Freunden unterwegs ist. „Ich verbringe viel Freizeit mit ihnen – wir gehen einkaufen, ins Kino, wir gehen essen. Eigentlich bin ich auch Mitglied in einem Fitness-Studio, aber ich bin in letzter Zeit nicht so häufig dort gewesen, weil ich mich viel lieber mit meinen Freunden getroffen habe. Jetzt habe ich meine Freunde einfach dazu überredet, immer mit ins Studio zu kommen.“ Wieder lacht sie. „Das ist doch perfekt!“

Als es vor kurzem eine Umfrage unter Arbeitnehmern in der Region Charlotte gab, zu der auch der Continental-Standort Fort Mill gehört, überraschte Barbara Wilson das Ergebnis überhaupt nicht.
„Continental gehört zu den zehn besten Arbeitgebern in der Region“, sagt sie, „und ich finde es fantastisch, in einem solchen Unternehmen arbeiten zu dürfen!“

Ohne Leidenschaft kann er nicht arbeiten.

Einige Hundert Meter über einem neuseeländischen Canyon stand Barry Guildford vor der Wahl, für den allerersten Bungeesprung seines Lebens entweder einen leichten oder einen etwas weniger leichten Sprung zu wählen. Er sagte: „Gebt mir den schwierigsten.“ Es ist jedoch nicht so, als hätte der junge Brite keine Angst davor gehabt, sich rückwärts an einem hauchdünnen Seil in den Canyon zu stürzen – im Gegenteil, ihm schlotterten gehörig die Knie.
Und ähnlich – so nahmen seine Freunde an – müsse es ihm auch ergangen sein, als er nach Deutschland kam, um die Marketingleitung für Lkw-Reifen in der Vertriebsregion Europa – Mittler Osten – Afrika, kurz: EMEA, zu übernehmen. Aber – dieses Mal lagen sie falsch.

Barry Guildford hatte bereits einige berufliche Stationen durchlaufen, bevor er nach Hannover zog, doch eigentlich hatte er immer nur von einer Sache geträumt: „Ich wollte unbedingt Profi-Fußballer werden“, sagt er und setzt schmunzelnd hinzu: „Aber das wollte natürlich fast jeder englische Junge.“ Und so beschloss er, Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing zu studieren. Wenn er schon kein Fußballer werden konnte, wollte er wenigstens einen Job haben, in dem es Raum für viele kreativen Ideen gab. Und ein Job, der am besten etwas mit Autos -schnellen Autos! - zu tun hatte. Also bewarb er sich am Ende seines Studiums ganz gezielt bei Pkw-Herstellern und -Zulieferern. Seinen ersten Job trat er im Marketing eines europäischen Automobilunternehmens an, doch schon 18 Monate später lockte ihn eine Aufgabe im Produktmanagement zur Continental Tyre Group. Es war der Beginn einer wechselvollen Laufbahn.

Denn da war immer noch sein Traum von der Fußballerkarriere, der ihn nie ganz losgelassen hatte. So beschloss Barry Guildford kaum ein halbes Jahr später, nach Australien zu ziehen, um doch wenigstens einmal in seinem Leben wirklich versucht zu haben, sich diesen alten Traum zu erfüllen. „Es war vollkommen verrückt“, sagt er, „aber es klappte!“ Tatsächlich wählte ihn ein Verein der australischen National Soccer League als einzigen aus 120 Spielern für sein Team. Einige Zeit später wechselte er in die Fußball-Liga von Vietnam. Eine Erfahrung, die ihn tief beeindruckt hat.
„Der Wechsel nach Vietnam ging rasend schnell. Plötzlich stand ich auf einem Flughafen, verstand kein Wort, hatte keinen Cent in der Tasche, nicht einmal ein Visum, hatte meinen Anschlussflug verpasst und keine Telefonnummer, keinen Ansprechpartner beim Fußballclub, gar nichts.“
Als ihn also seine Freunde in England fragten, ob er Angst davor habe, zu Continental nach Deutschland zu wechseln, konnte er nur schmunzeln.

Sein Traum hatte sich endlich erfüllt, doch er währte nur kurze Zeit. Eine Verletzung zwang Guildford dazu, die Fußballschuhe endgültig an den Nagel zu hängen. Barry Guildford kehrte nach England zurück. Und er kehrte zu Continental zurück. „Die Erfahrung im Ausland hat mich verändert“, sagt er. „Früher war ich sehr ungestüm und impulsiv. Nach Australien und Vietnam zu gehen, war damals wahrscheinlich das Beste, das mir zu diesem Zeitpunkt passieren konnte. Denn es erlaubte mir, erwachsen zu werden.“ Eine Basis, die für seinen alten und neuen Arbeitgeber anscheinend vielversprechend war. „Continental war fantastisch zu mir“, sagt Guildford. „Ich wurde wieder aufgenommen, ich wurde gefördert und mir wurde die Chance gegeben, mich weiterzuentwickeln, Karriere zu machen.“

Zehn Jahre lang durchlief er verschiedene Stationen, vom Brand Manager zum Marketing Manager bis hin zum Vertriebsleiter. Er wuchs mit dem Unternehmen und lernte es aus diesen ganz unterschiedlichen Blickwinkeln immer besser kennen: Lkw-Reifen, Spezialreifen. Guildford fühlte sich bei Continental wohl, er hatte das Gefühl, am richtigen Ort zu sein – und auf dem richtigen Weg.

Doch dann winkte auf einmal ein besonders großer Karriereschritt. Bei einer anderen Firma. „Es erschien mir wie die Chance meines Lebens“, sagt er beinahe entschuldigend. „Ich konnte den Job einfach nicht ablehnen. Doch ich war todunglücklich dort. Der Job war überhaupt nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.“

Guildford lernte in jener Firma eine völlig andere Unternehmenskultur und Arbeitsweise kennen. Er musste feststellen, dass all das, was er in seinen Jahren bei Continental für selbstverständlich gehalten hatte, in der Arbeitswelt keineswegs so selbstverständlich war. Daher kehrte er wieder zu Continental zurück, oder, wie er sich ausdrückt, „nach Hause“, denn, so sagt er: „Ich mag die Einstellung des Unternehmens. Es geht mehr um das, was man tun kann, als um das, was man nicht tun kann. Ich mag es, dass eine Idee, von der man das Unternehmen überzeugen kann, aufgegriffen wird, dass das Unternehmen einen unterstützt und einem dabei hilft, diese Idee umzusetzen.“

Heute ist er bei Continental in Hannover für das Marketing der Lkw-Reifen in der EMEA-Region verantwortlich. Europa, der Nahe Osten und Afrika – eine Region, die für Guildford eine besonders spannende Herausforderung darstellt. „Diese drei Regionen sind sehr verschieden. Allein Europa ist in sich ja auch kein homogener Raum. Wir können daher natürlich nicht einfach davon ausgehen, dass ein und dieselbe Kampagne zu jedem Land passt. Und gerade das macht meine Aufgabe so spannend.“

Auch wenn er privat heute am liebsten Motorrad fährt und es kaum erwarten kann, seine Maschine am Ende jedes Winters wieder aus der Garage zu holen und für die Saison fit zu machen, ist er beruflich ausgesprochen froh, bei Nutzfahrzeugreifen gelandet zu sein.
„Nutzfahrzeugreifen ist für mich ein fantastischer Arbeitsplatz, weil ich dort in allererster Linie ich selbst sein kann, weil ich mich dort frei ausdrücken kann, weil ich dort ein wenig anders denken kann und weil ich dort ein Umfeld habe, in dem ich mich selbst zu Höchstleistungen antreiben kann.“

Doch es ist nicht nur das Umfeld an sich und die Unternehmenskultur, die er so schätzt.
„Ich habe in einer Reihe unterschiedlicher Bereiche der Reifenindustrie gearbeitet“, sagt er, „aber der Bereich Lkw-Reifen ist faszinierend. Der interessanteste Aspekt ist das Engagement der Kunden in Bezug auf das Produkt und die Dienstleistungen, die man anbietet. Die Kunden zeigen Leidenschaft für das Produkt, da es für ihr Geschäft eine hohe Bedeutung hat. Und das ist meines Erachtens ziemlich einzigartig.“

Diese Leidenschaft spürt Guildford nicht nur, seit er im Jahr 2000 zum ersten Mal für Continental arbeitete, sie ist auch heute noch ein entscheidender Faktor. Denn ohne Leidenschaft, so sagt er, könne er nicht arbeiten. „Ich möchte etwas bewegen und ich möchte, dass mein Team etwas bewegt.“ „Natürlich“, sagt er, „möchte ich Erfolge sehen, Erfolg für unser Geschäft, Erfolg für mein Team und auch persönlichen Erfolg. Man strebt ja schließlich danach, in seiner Karriere voranzukommen. Daher mache ich alles, was ich tue, mit Leidenschaft.“

Scheuklappen? Nicht bei Conti!

„Wenn ich unter einer Maschine im Öl liegen kann, fühle ich mich manchmal wohler als am Schreibtisch“, sagt sie, lacht und fügt hinzu: „Ich brauche aber eine Balance zwischen Theorie und Praxis.“ Und die hat Franziska Neef, denn sie arbeitet genau an der Schnittstelle zwischen Forschung und Produktion. Die 29-jährige Diplom-Ingenieurin ist im deutschen Werk Hannover-Stöcken für die Entwicklung der heißrunderneuerten Lkw-Reifen, der ContiRe, verantwortlich.
Oder in ihren eigenen Worten: „Ich hauche den Reifen ein zweites Leben ein.“

Ihr Büro liegt in einem der zahlreichen Gebäude auf dem weitläufigen Continental-Gelände, in der Abteilung Forschung und Entwicklung. „Das Schöne ist“, sagt Neef, „dass bei Nutzfahrzeugreifen nicht jeder nur in einem winzigen Teilbereich arbeitet. Hier entwickeln wir die Reifen für die ganze Welt. Die Arbeitsbereiche und die Verantwortung sind dadurch für jeden sehr viel größer.“ Auch aus fachlicher Sicht ist dieser Job für sie etwas Besonderes. „Lkw-Reifen sind keine Wegwerfartikel“, sagt sie. „Es reizt mich, dass sie langlebiger sind als Pkw-Reifen. Sie verbringen sehr, sehr viel Zeit auf der Straße: im ersten Leben, im zweiten Leben, in manchen Regionen mehr als fünf Leben lang. Das ist ein ganz anderes Set an Herausforderungen, die wir in der Entwicklung mit berücksichtigen müssen.“

Nicht nur das – in jedem Land herrschen andere Gepflogenheiten, andere klimatische und geographische Voraussetzungen, die sie beachten muss. In einem Land herrscht häufig kaltes Regenwetter, im anderen gibt es zahlreiche unbefestigte Straßen mit großen Schlaglöchern. Auch die Anforderungen, die die Kunden an runderneuerte Reifen haben, unterscheiden sich voneinander. Wo in den USA zum Beispiel nur Laufleistung zählt, wünschen sich europäische Kunden von einem runderneuerten Reifen gewissermaßen die Kopie eines Neureifens. „Lkw-Reifen verlangen ein sehr fokussiertes Arbeiten“, bestätigt Franziska Neef. „Wir müssen die Welt einfach besser verstehen können, um gute Reifen zu machen.“ Dabei hilft die Tatsache, dass das Team international besetzt ist. „Wir haben unglaublich viele Nationen und Altersstufen dabei“, sagt sie, „Frauen und Männer, ganz gemischt. Da bekommt man ganz neue Denkanstöße, wenn man mit all diesen verschiedenen Leuten über ein Thema spricht.“

Eigentlich hatte die junge Frau, die sich in Turnschuhen genauso wohl fühlt wie auf hohen Absätzen, ganz andere Pläne – ihre Welt war eine viel kleinere, denn sie wuchs auf dem Land in der Nähe von Hannover auf, wurde begeisterte Dressurreiterin und wollte Tiermedizin studieren. „Aber“, betont sie sofort, „ich wollte auf keinen Fall Wellensittichen die Krallen schneiden!“ Nein, Landtierärztin wollte sie werden, wollte Kälbern auf die Welt helfen, Pferde und Schweine von Krankheiten kurieren. Und doch entschied sie sich am Ende gegen diesen Beruf.
„Landtierarzt ist ein Knochenjob und man hat nie frei. Und wenn man irgendwann eine eigene Familie gründen will, wäre das beides nicht miteinander vereinbar.“

Großes Bedauern ist jedoch nicht aus ihren Worten herauszuhören, denn die Suche nach einem anderen Beruf fiel der pragmatisch veranlagten jungen Frau nicht schwer. Von Kindheit an hatte sie ihrem Vater bei Reparaturen rund um das vierhundert Jahre alte Elternhaus geholfen und Interesse an Technik entwickelt. Sie hatte eine Vorliebe für Dinge, die eindeutig richtig oder falsch sind und wählte in der Schule Mathematik und Physik als Leistungskurse. Die logische Folge war schließlich ein Maschinenbaustudium. Als Diplom-Ingenieurin würde sie ihre Lebenspläne viel eher verwirklichen können, und – in der heutigen Zeit ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium für die Berufswahl – Maschinenbauer waren gefragt.

In ihrem Studienjahrgang gab es 44 Studenten, doch nur zwei davon waren weiblich. Ist es nicht ein mutiger Schritt, als Frau in ein von Männern dominiertes Metier einzusteigen und sich dort eine Karrierechance zu erhoffen? Franziska Neef winkt ab. „Ich habe es hier nie mit Vorurteilen oder gar dummen Bemerkungen zu tun gehabt“, sagt sie. „Manche externe Dienstleister brauchten schon eine Zeitlang, um neue Herangehensweisen zu akzeptieren, wenn sie von einer jungen Frau vorgegeben wurden. Dann hilft es, die Sache noch ein zweites oder drittes Mal zu sagen, dann wird man irgendwann schon ernst genommen. Das Problem hatte ich nie dauerhaft.“

Seit fast zehn Jahren ist sie nun schon bei Continental. Als sie im Zuge ihres dualen Studiums hierher kam, hätte sie sich nicht träumen lassen, dass sie so bald schon ein Team leiten würde. „Bei uns bekommt man schnell Verantwortung übertragen, für Produkte, für Produktlinienentwicklung, für große Projekte, für Mitarbeiter, für die Teamleitung. Das ist sehr schön.“ Dennoch packte sie eines Tages die Abenteuerlust und sie nahm einen Job bei einer anderen Firma an.

„Aber die Firmenkultur dort war völlig anders“, sagt sie. So anders, dass sie noch vor Beendigung der Probezeit diese Firma verließ und wieder zu Continental zurückkehrte. „Hier gibt es keine Scheuklappen, kein 'das wurde schon immer so gemacht'“, erklärt sie diesen Schritt. „Ich kann mich hier einbringen und neue Wege beschreiten. Continental ist sehr flexibel und ich habe faire Chancen auf eine Weiterentwicklung. Für mich ist Continental ein Ort, an dem man sich offen entfalten kann, wo man nicht gebremst wird. Man wird angehört, man wird ernst genommen. Und das ist auch ein Grund, weswegen für mich dieser Job passt wie die Faust aufs Auge.“

Das Landleben hat die Ingenieurin nie ganz losgelassen. Ihr Pferd Romeo ist auf einer Weide am Stadtrand von Hannover untergebracht und sie fährt jeden Abend nach der Arbeit hinaus und kümmert sich um ihre „zweite Hälfte“, wie sie ihn liebevoll nennt. Es scheint ein großer Gegensatz zu sein: einerseits die Reifenentwicklung und andererseits der enge Kontakt zu diesem Tier und der Natur, doch das sieht Franziska Neef anders. „Es gibt natürlich einige Unterschiede. Tagsüber habe ich es fast nur mit Männern zu tun, abends im Stall nur mit Frauen. Aber es gibt auch eine ganz wichtige Gemeinsamkeit: kleine Dinge können ganz große Auswirkungen haben. Das konzentrierte, fokussierte Achten auf jedes Detail ist beim Pferd und in meinem Beruf sehr wichtig. Und was ich im jahrelangen Umgang mit dem Tier gelernt habe, nämlich fair und offen zu sein, jeden Tag wieder ganz neu zu beginnen – das kann ich auch in die Zusammenarbeit mit meinem Team mitnehmen.“

Franziska Neef ist in der Entwicklung der ContiRe am richtigen Platz. Was ihr jetzt noch gut gefallen würde, wäre ein Lkw-Führerschein. „Ich würde gerne selbst fühlen können, was wir herstellen. Einmal haben wir einen Reifen, den wir entwickelt haben, neben dem Testfahrer im Truck auf dem Contidrom getestet. Das war schon ein Erlebnis der besonderen Art. 'Merkste? Merkste? … Der schiebt!'“ Sie lacht. „Das dann mitzubekommen, also die Relevanz der Arbeit zu sehen, macht schon Spaß.“

Wie relevant ihre Arbeit tatsächlich ist, zeigt sich Tag für Tag, schon morgens auf dem Weg zur Arbeit. „Es macht mich froh, wenn ich meinen eigenen Reifen auf der Autobahn sehen kann. Wenn man im Stau steht – das ist, glaube ich, ganz typisch für Lkw-Reifen-Entwickler –, geht der Blick erstmal nach rechts: was hat denn der eigentlich für Reifen drauf? Stolz macht es einen dann, wenn man seinen eigenen Reifen dort sieht. Das ist toll!“ Und verschmitzt lächelnd fügt sie hinzu: „Bei unseren runderneuerten Reifen steht auf der Seite ContiRe drauf und ich weiß: Jeder ContiRe gehört mir.“

Kontrolle ist gut, Controlling ist besser.

Controlling hatte Jan Zajic nie interessiert. Er lacht. „Controlling war mein erster Job nach dem Studium“, sagt er. „Aber es hat mir überhaupt nicht gefallen. Es war etwas altmodisch und ich habe mich da sehr gelangweilt.“ Er wollte lieber ins Marketing oder, viel besser noch: an die Börse. Denn das war eine Herausforderung, das war mitten im Leben, da würde seine Arbeit zählen und wirklich einen Unterschied machen. Das alles sollte sich für Zajic schließlich auch bewahrheiten – nur ganz anders als er es sich je gedacht hätte. Denn am Ende wurde es doch wieder Controlling, und, was ihn selbst wahrscheinlich am meisten verblüfft hat: Er liebt es!

Der gebürtige Tscheche studierte Management und Wirtschaftswissenschaften an der Mendel Universität in Brno und schloss mit einem Master ab. Nach dem erwähnten ersten Job suchte Barum Continental in Otrokovice einen Controller. Als Zajic die Stelle angeboten wurde, nahm er sie an. Warum? „Wegen der Firma“, sagt er. „Den Namen Continental verband ich schon damals mit Erfolg, mit qualifizierten Mitarbeitern. Sie wissen, was sie tun und wie man es tun muss. Es geht eigentlich nichts über dieses Denken, die Strategie, die Arbeitsweisen.“ Doch das war nicht alles. Denn kaum hatte er angefangen, erkannte er, dass Controlling einer der spannendsten Jobs überhaupt sein kann.

„Die meisten Menschen denken, das sei eher trocken und ausschließlich auf Zahlen fixiert, so wie Buchhaltung vielleicht. Aber es ist ganz anders. Der Job ist so vielfältig!“ Er vergleicht diese Position mit der eines Mannes im Ausguck eines Segelschiffes.
„Man ist derjenige, der weit in die Zukunft schauen muss, der dem Kapitän und der Mannschaft sagt, wo wir uns aktuell befinden, wo sich vor uns Klippen und Untiefen befinden, in welcher Richtung das Ziel liegt und mit welchen Mitteln wir es gemeinsam erreichen können.“ Dafür muss ein Controller Kapitän und Mannschaft sehr genau kennen.
„Das ist einer der interessantesten Aspekte an dieser Arbeit“, sagt er und fährt sich mit einer Hand durch die kurzen, abstehenden Haare. „Man braucht Informationen aus jeder Abteilung, man muss mit allen reden, damit man einander verstehen und am Ende zum gleichen Ergebnis kommen kann.“

Der 37-Jährige hat sich in Fahrt geredet. Wenn Jan Zajic von etwas überzeugt ist, dann glänzen seine Augen, und jetzt strahlen sie. Als er 2006 als Werks-Controller ins slowakische Púchov wechselte, dann nicht nur, weil es ein schöner Karriereschritt war, sondern auch, weil er mittlerweile völlig überzeugt von seinem Job war und weil noch etwas geschehen war.
„Mein Chef in Otrokovice hatte mein Leben verändert“, sagt Zajic schlicht. „Und ich habe bei der Conti einfach großartige Menschen kennengelernt.“ Ins Marketing wollte er jedenfalls nicht wieder zurück. „Die Börse“, gibt er zu, „interessiert mich immer noch, ich verfolge, was da los ist, aber ich will beim Controlling bleiben.“

Nach Púchov folgte 2011 der Schritt nach Malaysia, einem Land, das Zajic bis dahin nicht kannte. Er hatte diverse Trainings absolviert, unter anderem in London, Bratislava und sieben Monate lang bei Continental in Hannover. Er war mit seiner Frau früher schon mehrfach nach Asien gereist, doch beruflich war Malaysia Neuland für ihn. „Es ist nicht nur die Temperatur, das Klima – in Malaysia gibt es natürlich auch andere Mentalitäten, an die ich mich erst einmal gewöhnen musste.“ Denn die Menschen dieses Landes setzen sich aus mehreren Kulturen zusammen: Malaien, Chinesen und Indern. Für einen Europäer ist das eine Herausforderung im täglichen Umgang, doch Zajic liebt Herausforderungen. Er mag das Leben in Asien und – was für ihn fast noch wichtiger ist – seine Frau mag es ebenfalls. „Ja“, sagt er und lacht, „ihr gefällt es hier sogar noch besser als mir! Wenn ich merke, dass mein Privatleben im Großen und Ganzen ausgeglichen ist und weder Arbeit noch Privatleben zu kurz kommen, dann ist das wirklich ein großartiges Umfeld, das dich motiviert und dazu bringt, noch ein paar Schritte weiter zu gehen.“

Diese Motivation wird auch dadurch unterstützt, dass es bei Continental immer vorwärts geht, sagt er. „Was mir gefällt, ist die kontinuierliche und beständige Verbesserung jedes einzelnen Prozesses. Wir reden nicht immer und überall über Ausschuss oder Kosten oder Produktivität, wir sind wirklich gerne effizient und effektiv, in allem was wir tun.“ Denn bei Nutzfahrzeugreifen gehe es vor allem um Effizienz, sagt Zajic. „In jeder Minute denken wir über Effizienz nach, loten ihre Möglichkeiten immer weiter aus und verbessern sie, wo wir können.“
Für ihn, einen aktiven Sportler, der in Malaysia lediglich das Skifahren vermisst, ist sie deshalb ein zentraler Punkt, nicht nur in seiner Arbeit. Er sieht viele Gemeinsamkeiten zwischen seiner Arbeit und dem Sport, egal, ob es sich um Tennis, den Radsport oder irgendeine andere Sportart handelt.

„Das, was am wichtigsten und meiner Meinung nach ähnlich ist“, sagt Zajic, „ist die Leidenschaft: Sportler müssen eine Leidenschaft fürs Siegen, eine Leidenschaft für den Wettkampf besitzen.“ Er selbst hat diese Leidenschaft. Schon als Kind hat er sich immer wieder und gerne mit seinem Bruder gemessen. Mit 14 Monaten Altersvorsprung war der schon immer größer, stärker und schneller und der kleine Bruder hatte den Ehrgeiz mitzuhalten, den großen zu überflügeln. „Das ist eine Einstellung, die ich auch zur Arbeit mitnehme. Ich möchte morgen besser sein als heute. Und ich habe das Gefühl, dass das bei Nutzfahrzeugreifen genauso ist: Man braucht Leidenschaft, um morgen besser zu sein und Werte für morgen zu schaffen. Was wir machen, ist gut. Und wir können noch besser werden.“

Das gleiche Ziel hat er für seine eigene Position. Er ist heute der Mann im Ausguck des Segelbootes und hat damit für die Geschicke der Firma und ihrer Mitarbeiter eine Verantwortung, der er sich täglich bewusst ist. Drei- bis viermal pro Woche geht er mit seinem Team durch das Werk und spricht mit den Kollegen der verschiedenen Abteilungen. „Auch wenn ich nicht der letzte Entscheider bin, trage ich dennoch auch eine gewisse Verantwortung für die Menschen, die hier arbeiten. Mein Job ist es, zwischen den wirtschaftlichen Zielen und sozialen Werten die bestmögliche Lösung für alle Seiten zu finden, und zwar jeden Tag aufs Neue.“

Jan Zajic ist froh, sich damals für den Continental-Job in Otrokovice entschieden zu haben und nicht für die Börse. „Wenn ich auf meine zwölf Jahre bei Continental zurückblicke, würde ich keinen einzigen Moment missen wollen. Die Welt von Continental und Nutzfahrzeugreifen ist eine große Herausforderung und lässt mich so viele Dinge lernen – das macht sie so attraktiv. Die Arbeit ist fast so etwas wie eine Droge.
Und ein wenig schwingt in diesem abschließenden Satz immer noch ein kleines bisschen Erstaunen darüber mit, dass der Job, der einst so langweilig erschien, ihn heute noch immer täglich herausfordert, interessiert und ausfüllt.

Gut, besser, Bravo!

Nicht eine Sekunde lang hat er gezögert. „Das war der beste Tag meines Lebens, als das Angebot kam“, sagt Juan Pablo Bravo und es klingt kein bisschen pathetisch, wenn er das sagt. „Ich hatte schon eine Zeitlang für Continental in Ecuador gearbeitet“ erzählt er, „als ich 2008 zu einem Training nach Mount Vernon in den USA kam. Das hat mein Leben verändert. Denn ich erzählte dort, dass es mein Traum sei, in den Vereinigten Staaten zu arbeiten.“ Und eines Tages kontaktierte Continental ihn tatsächlich, denn es war zufällig eine Stelle in jener Stadt, von der er geträumt hatte, frei geworden: Miami.

Juan Pablo Bravo ist ein echter Highlander – er stammt aus Quito, der Hauptstadt Ecuadors auf fast 3.000 Metern Höhe in den Anden. Er wuchs im Kreis einer großen Familie auf, war viel in der Natur unterwegs und übte sich tatsächlich schon als Kind im Verkaufen. „Ich habe mit einem Freund zusammen draußen an der Straße Limonade verkauft. Mir hat das großen Spaß gemacht.“
Nicht nur das, auch die Werbung für die eigene Limonade weckte in dem Jungen sehr früh das Interesse für seinen zukünftigen Studiengang: Betriebswirtschaft und Marketing. Als er schließlich zur Universität ging, war ein dreimonatiges Praktikum in einem Unternehmen Teil der Studienanforderungen.

„Ich liebte Autos und alles, was damit zusammenhängt“, sagt Bravo. „Und als ich las, dass Continental einen Praktikanten suchte, habe ich mich sofort beworben.“ Er bekam den Praktikumsplatz und war begeistert. „Continental ist sehr bekannt in Ecuador“, sagt er. „Ich wusste schon in dem Augenblick, als ich anfing, dort zu arbeiten: Das ist genau das, was ich gesucht habe.“ Und er wollte unbedingt dort bleiben. „Ich fragte am Ende des Praktikums, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, hier weiter arbeiten zu können, mit ein bisschen zeitlicher Flexibilität für mein Studium. Und sie sagten Ja!“
Sein Büro lag dreißig Autominuten von der Universität entfernt. Er arbeitete, eilte zwischendurch zu seinen Vorlesungen und Seminaren und fuhr anschließend wieder zur Arbeit zurück. Um sein Pensum zu schaffen, nahm er wo immer es ging Abendkurse.
„Ich musste mein Studium ohnehin selbst finanzieren“, sagt er. „Dadurch war das, was Continental mir bot, die perfekte Mischung für mich.“

Er begann als Marketing Assistent und durchlief in den folgenden fünf Jahren mehrere Abteilungen, von der Vertriebskoordination über Vertriebsentwicklung bis hin zum Business Development – Abteilungen, die jeweils völlig neu und dennoch sehr interessant für ihn waren.
„Eine Regionalmanagerin holte mich in ihre Abteilung und wie auch noch einige andere Vorgesetzte wurde sie für mich zu einer Mentorin. Sie war eine großartige Chefin. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, dass es doch gut wäre, wenn ich im Lauf der Zeit verschiedene Abteilungen kennenlernen würde.“ Und seine Mentorin unterstützte ihn dabei.

„Seitdem habe ich bei Continental schon in ganz unterschiedlichen Bereichen gearbeitet: Verkauf, Marketing, Logistik und Export. Das ist großartig, weil ich das Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven sehen und viel lernen konnte.“ Es war zwar nicht einfach, sagt er, immer wieder von Neuem zu beginnen. Doch er nahm die Herausforderung gerne an, denn er mag die Abwechslung. „Es war jedes Mal eine große Verantwortung, aber es waren tolle Erfahrungen, die mir sehr auf meinem Weg geholfen haben.“
Denn das, was er im Sales Development und im Business Development lernte, konnte er in dem Job, der dann auf ihn zukam, gut anwenden.

„Ich wollte schon immer gerne nach Miami“, sagt Bravo. „Es ist eine spannende Stadt, es liegt am Meer und es ist eine internationale Stadt.“ Doch das war längst nicht alles, was ihn reizte. Als das Angebot nach seinem Training in Mount Vernon tatsächlich kam, reizte ihn daran auch die Tatsache, dass er von nun an als Sales Manager für Südflorida und Puerto Rico verantwortlich sein würde. „Der Markt in Miami und Florida hat viele südamerikanische Einflüsse“, sagt er. „Und da ich beide Kulturen kenne und beide Sprachen spreche, war dieser Job perfekt für mich.“
Darüber hinaus fühlt er sich bei Nutzfahrzeugreifen besonders wohl. „Ich habe ja in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. Was mir am Verkauf von Lkw-Reifen am besten gefällt, ist, dass es eine technische Angelegenheit ist. Man empfiehlt ein Produkt, das dem Kunden Geld sparen hilft. Man kann die Leistung des Reifens verfolgen: Der Verkauf des Reifens ist bei uns noch lange nicht das Ende – wir überprüfen nach der Montage des Reifens, ob wir für die Kunden die bestmögliche Lösung gefunden haben, wie sich der Reifen im Speditionsalltag auf der Straße bewährt. Wenn der Spediteur oder sein Flottenmanager unsere Reifen dann beim nächsten Kauf wieder denen der Konkurrenz vorzieht, freut mich das natürlich.“

Seit 2009 ist er nun in Miami und der Highlander aus den ecuadorianischen Anden fühlt sich am Atlantik besonders wohl. „Ich vermisse allerdings meine Familie“, sagt er. „Es ist schon merkwürdig, die Nichten und Neffen nicht mehr aufwachsen zu sehen.“ Und noch eins fehlt ihm hier: der Fußball. „In den Vereinigten Staaten spielt der Fußball keine große Rolle, aber in Ecuador ist er sehr beliebt.“ Er vermisst es, sein Lieblingsteam, Liga Deportiva Universitaria, kurz: Liga de Quito, im Stadion anfeuern zu können. Es sei die beste Fußballmannschaft des Landes, sagt Bravo, und 2008 gewann sie den Copa Libertadores. Es war das erste Mal in der Geschichte des ecuadorianischen Fußballs, dass ein heimisches Team den wichtigsten Fußballwettbewerb Südamerikas gewinnen konnte. „Das war einer der größten Momente meines Lebens“ sagt Bravo und lacht.

Ein anderer, ganz entscheidender Moment seines Lebens war eine Auszeichnung, die ihm Continental überreichte: der „InnerCircle-Ring“. Bravo erklärt: „Damit wird bei Nutzfahrzeugreifen der Verkäufer mit dem höchsten Umsatz ausgezeichnet und ich konnte ihn 2011 gewinnen.“ Wenn er heute zu seinen Kunden fährt, trägt er den Ring mit dem Pferd mit großem Stolz, aber auch mit sehr viel Dankbarkeit. „Manche Kunden fragen mich, was für ein Ring das sei“, erzählt er. „Ich sage ihnen, dass ich den nur dank ihnen überhaupt tragen darf. Wäre es nicht für meine Kunden, ich hätte ihn nicht bekommen.“

Juan Pablo Bravo sieht seinen Job nicht als Liste von Aufgaben, die es abzuhaken gilt. „Ich versuche immer, Botschafter für Continental zu sein und unsere Werte nach außen zu vertreten. Ich möchte die Wünsche meiner Kunden erfüllen und wenn ein Kunde zufrieden ist, ist es für mich ein guter Tag.“ Er selbst ist rundum glücklich mit seiner Arbeit. Sie bietet ihm viel Abwechslung, denn jeder Tag ist für ihn anders.
Die Unterstützung, die er durch seine Firma und Mentoren erhalten hat, stellt für ihn etwas Einzigartiges dar. Deshalb erzählt er zu Hause in Ecuador sehr viel von seiner Arbeit. So viel und anscheinend auch so begeistert, dass sein Bruder ebenfalls unbedingt für das Unternehmen arbeiten wollte. „Meine Familie ist im Grunde eine Continental-Familie: Als ich aus Ecuador in die USA gekommen bin, hat mein Bruder bei Continental in Ecuador angefangen. Er arbeitet dort als Exportkoordinator.“ Die beiden haben auch noch eine jüngere Schwester. „Sie studiert noch“, sagt Bravo und lächelt verschmitzt. „Aber wir bearbeiten sie bereits, damit sie eines Tages auch zu uns, zu Continental kommt.“

Keine Ruhe, bitte.

„Ich liebe die Geschwindigkeit, die Dynamik!“, sagt Libor Heger, und das bezieht er gar nicht einmal nur auf seine Lieblingsmusik Heavy Metal. „Das passt zu mir, zu meiner Arbeit, dem Unternehmen und der Richtung, in die wir gehen: sehr dynamisch. Das gefällt mir.“
Der 38-jährige Tscheche lehnt sich zurück und lächelt zufrieden. Hier will er so schnell nicht wieder weg.

Vor vierzehn Jahren suchte Barum Continental im tschechischen Otrokovice einen Produktmanager. Libor Heger bewarb sich. „Ich hatte keine Ahnung von Reifen“, sagt er. „Ich hatte keine Ahnung von Marketing und ich hatte keinen Universitätsabschluss. Die einzige Anforderung, die ich erfüllte, war, dass ich Englisch sprach.“ Doch das ist reichlich untertrieben. Heger war unter einem kommunistischen Regime aufgewachsen, war ein europaweit erfolgreicher Badminton-Spieler. Doch die große Karriere blieb ihm verwehrt, da er nur sehr begrenzt reisen durfte. Als sich auch in Tschechien die Grenzen öffneten, war der hochgewachsene junge Mann schon zu alt, um seine Sportlerkarriere ernsthaft weiterzuverfolgen. Er wandte sich einer anderen Leidenschaft zu: 18 Monate lang büffelte er für eine Lizenz für Aktienhändler und eröffnete schließlich mit seinem Bruder eine eigene Firma.
„Ich fühlte mich wie im Film“, sagt er. „Mit 20 Jahren hatte ich 20 Angestellte und wir kauften und verkauften Firmen! Es war wirklich aufregend.“

Doch dann brach 1997 das tschechische Bankensystem aufgrund fauler Kredite zusammen.
„Die Zinsen stiegen auf 250 Prozent an“, erzählt Heger. „Wir waren bis dahin sehr erfolgreich gewesen. Aber jetzt waren wir gezwungen, aufzugeben.“ Und er beschloss, nun endlich zu studieren. „Ich dachte mir: Je besser deine Ausbildung ist, desto mehr Sicherheit hast du für die Zukunft.“ Er wollte Management studieren, um seiner beruflichen Praxis noch den theoretischen Unterbau zu geben. „Doch dafür brauchte ich Englisch. Um eine Sprache richtig zu lernen, muss man in dem Land leben, in dem sie Landessprache ist. In England gab es schon zu viele Tschechen – da hätte ich die Sprache nie gelernt. Also ging ich nach Neuseeland.“

Neun Monate lang lebte er in einer neuseeländischen Familie, paukte die Sprache und kehrte anschließend nach Hause zurück. Das Studium sollte bald beginnen und er wollte bis dahin ausgiebig den Sommer genießen. Bis er die Anzeige von Barum Continental in der Zeitung sah.
Er hatte als Selbstständiger Erfahrungen auf dem freien Markt, hatte sich gegen die schnell wachsende Konkurrenz durch kluges Marketing und gute Arbeit durchsetzen müssen. Also gab Barum Continental ihm nun die Chance seines Lebens. Doch geschenkt wurde sie ihm nicht. Neben seinem Ganztagsjob studierte Libor Heger. Er hielt dieses Pensum durch und arbeitete sich im Lauf der Jahre vom Produktmanager hoch bis zum Marketing- und Verkaufsmanager. „Ich hatte gerade mein Studium neben dem Beruf beendet“, sagt er, „und wollte meinen Master anschließen, als ich von Continental das Angebot bekam, in Deutschland das Brand Management der Lkw-Reifen für Europa und Afrika zu übernehmen. Was für eine Chance! Ich habe natürlich Ja gesagt.“ Zusammen mit seiner Lebensgefährtin zog er nach Hannover. Und sie fuhr ihn jedes Wochenende nach Tschechien und zurück, damit er seinen Masterabschluss in Marketing und Management machen konnte. „Ich saß im Auto und lernte, während sie fuhr.“ Er schüttelt den Kopf. „Es war furchtbar, aber wir haben es geschafft.“

Für Libor Heger hat sich dieser ungewöhnliche Weg als genau der richtige erwiesen. „Ich glaube, dass es für mich ein Vorteil war“, sagt er. „Ich habe sehr jung angefangen und Continental hat mir die Chance gegeben, schon früh unterschiedliche Positionen auszuprobieren. Einige Leute arbeiten gerne in einem Bereich, in dem sie sich auskennen, ich probiere lieber neue Sachen aus. Zum Glück bietet das Unternehmen genau diesen Freiraum. Ich passe also gut ins Profil.“

Heute, vierzehn Jahre nach seinem Eintritt in die Firma, ist Libor Heger nicht nur mit seiner Freundin aus Studienzeiten verheiratet. Er ist auch immer noch für Continental tätig. Er hat noch einmal das Land gewechselt und ist jetzt am amerikanischen Standort Fort Mill in South Carolina für die Lkw-Reifen-Technologien des gesamten amerikanischen Kontinents zuständig.
„Wenn man etwas anderes tun möchte“, sagt er, „steht Continental dem sehr offen gegenüber und gibt einem die Möglichkeit, einen anderen Job, einen anderen Markt kennenzulernen.“
Und Amerika gefällt ihm, die positive Einstellung, das Dynamische. Irgendwie passt das zu Continental, findet er. „Hier habe ich beinahe unbegrenzte Möglichkeiten“, sagt er. „Ich bekomme Angebote von anderen Firmen, aber ich wäre dumm, wenn ich ginge. Ich kenne Continental, die Atmosphäre ist sehr kollegial und die Leute sind sehr motiviert. Die Leute hier werden ermutigt, selbst kreativ und produktiv zu sein und nicht einfach nur das zu tun, was der Chef sagt.“

Heger findet es „ziemlich beeindruckend“ für ein Unternehmen zu arbeiten, dass es schon seit 140 Jahren gibt: „Zu erleben, dass das letzte Jahr das beste überhaupt war. Und dieses Jahr wird noch besser. Ein tolles Gefühl. Ich habe Glück, das mitzuerleben.“ Seit vierzehn Jahren ist er Teil dieses Erfolgs, hat dieses beste Jahr aller Zeiten erlebt und möchte in seiner Position alles daransetzen, dass dies nicht das letzte beste Jahr aller Zeiten war. „Diesen Erfolg“, sagt er lächelnd, „möchte ich natürlich noch weiter genießen.“

Eigentlich hatte er vor, nach seiner Ankunft in den USA, das riesige Land zusammen mit seiner Frau Stück für Stück zu bereisen und kennenzulernen. Doch dazu kam es nicht, denn seine Frau erwartete Nachwuchs. „Das war toll“, sagt Heger und lächelt. „Dann haben wir unsere Pläne einfach wieder geändert.“ Flexibel sind sie, das haben sie schon mehrfach unter Beweis gestellt. Ihr kleiner Sohn wächst nun - ganz anders als die Eltern - in einem freien Land auf. Und lernt, wenn die Hegers unterwegs sind, die berufliche Leidenschaft seines Vaters kennen. „Lkw-Reifen sind eine Welt, in der man tatsächlich jeden Tag die Produkte sieht, die man entwickelt, herstellt und verkauft. Das ist faszinierend. Unsere Produkte begegnen uns im Alltag, nicht nur in kleinen Ländern wie Tschechien oder Deutschland, sondern auch in Brasilien oder den USA, überall auf der Welt.“

„Meine Frau sagt mir schon manchmal, ich solle doch endlich mal aufhören, den Lkw immer auf die Reifen zu schauen“, gesteht Heger und lacht. „Aber so sind wir eben bei Continental: wir müssen immer hinschauen. Denn wir haben eine Leidenschaft für Reifen, sie sind schließlich unser Produkt und wir haben dazu beigetragen, es zu entwickeln. Und wenn ich mit meinem Sohn da draußen bin, erkläre ich ihm: ‚Sieh mal, das Feuerwehrauto das fährt auf Continental-Reifen. An denen arbeitet dein Daddy jeden Tag, schon ganz lange – seit 14 Jahren. ‘In solchen Situationen sage ich mir: Wow, das ist ziemlich cool!“

An erster Stelle steht die Familie. An zweiter auch.

Kaum hat er sich hingesetzt, hält Muhamad Shahriman Munit inne und zieht sein Handy aus der Hosentasche, denn es meldet ihm eine SMS. Er nutzt dieses Telefon so häufig, dass die Buchstaben und Ziffern auf den Tasten schon ganz abgegriffen sind. Munit entschuldigt sich, öffnet die SMS, steht wieder auf und eilt, noch während er liest, los. Es sind 35 Grad im Schatten in Petaling Jaya, am Rande der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Die Luft ist schwülwarm und auf dem ganzen Continental-Gelände blühen in den Gartenanlagen zwischen den Gebäuden zahlreiche Orchideen und Bäume in allen Farben. Doch dafür hat Munit kein Auge. Mit großen Schritten betritt der Qualitätsmanager die Produktionshalle am anderen Ende des Geländes und verschwindet in einem der langen Gänge. Hier zischt es, rumpelt, pfeift und kracht es. Und genau hier fühlt sich der 39-Jährige besonders wohl. „In meinem Job“, erklärt er später, „ist es wichtig, die Vorgänge und Abläufe im Werk genau zu kennen. Denn meine Aufgabe ist es, die dauerhafte Qualität unserer Produkte zu sichern. Da gibt es natürlich immer wieder einmal Fragen und Probleme. Und für diese dann Lösungen zu finden, ist nicht nur ein Job für mich.“ Sein Gesicht leuchtet auf, als er hinzufügt: „Es ist meine große Leidenschaft!“

Diese Begeisterung für seinen Job und sein Umfeld war nicht abzusehen, als Munit vor Jahren in die Arbeitswelt einstieg. Nachdem er sein Studium 1999 an der naturwissenschaftlichen Universiti Sains Malaysia abgeschlossen hatte, begann er schon kurze Zeit später, für Continental Sime Tyres in Petaling Jaya zu arbeiten. „Ich war so nervös an meinem ersten Arbeitstag!“, erzählt er. „Ich war ja gerade erst von der Universität gekommen und bekam meinen ersten Job gleich bei einer großen, internationalen Firma. Und dann verstand ich auch noch kein Wort von dem, worüber die neuen Kollegen sprachen!“ Er lacht. Es war gar nicht so einfach, sich in die Prozesse und Fachbegriffe der Reifentechnologie einzuarbeiten. Munit war sich damals überhaupt nicht sicher, ob er hier lange durchhalten würde. Doch zwölf Jahre später ist er immer noch da.
„Und ich liebe meinen Job“, sagt er. „Das mag sich anhören wie ein Klischee, aber es ist so.“
Dafür gibt es zwei Gründe: „Zum einen liegt das am Unternehmen – Continental kümmert sich um mich; ich werde hier gut behandelt. Das ist etwas ganz Besonderes. Zum anderen ist das aber auch der starke Teamgeist unter meinen Kollegen in der Radialreifenfabrik, ob sie im Management arbeiten oder in der Produktion. Diese Teamarbeit motiviert mich am meisten. Hier gibt es nie den Einen, der alle Probleme löst. Unsere Arbeit funktioniert nur, wenn wir ein gutes Team sind.“ Und um genauer zu erklären, warum das so wichtig ist, zieht er einen besonderen Vergleich zu Hilfe: „Im Fußball braucht man auch elf Spieler, um ein Tor zu schießen. Ein Stürmer allein kann nichts ausrichten.“

Das weiß er genau, denn er kennt sich aus mit dem Fußball. Via Satellit ist er bestens über diesen Sport informiert – nicht nur über die malaysische Fußball-Liga, sondern auch über die deutsche Bundesliga, die Primera División Spaniens und, insbesondere, die englische Premier League.
„Bayern München ist hier in Malaysia sehr beliebt, ja, wirklich!“, sagt er und lacht. „Der beste deutsche Spieler ist meiner Meinung nach Mesut Özil, aber mein Lieblingsspieler ist immer noch Ryan Giggs von Manchester United.“
Und manchmal, je nachdem, welches Team gerade spielt, steht Munit sogar nachts um zwei Uhr auf, um ein europäisches Fußballspiel zu schauen. Der Fußball und seine Regeln haben für den Familienvater jedoch noch weitere Konsequenzen. Und zwar in dem Moment, in dem „sein“ Team, Manchester United, gegen den Erzrivalen FC Chelsea spielt. „Wir haben eine eiserne Regel zu Hause“, erzählt er lachend. „Mein achtjähriger Sohn ist großer Chelsea-Fan. Wenn Chelsea gegen Manchester United verliert, dann muss er seiner Mutter bei irgendeiner Arbeit helfen. Tja“, sagt er und seufzt, „und wenn Manchester United verliert, dann muss ich irgendwas mit meinem Sohn zusammen unternehmen.“ Es ist jedoch keineswegs so, als müsste man ihn dazu in irgendeiner Form zwingen. Er liebt es, Zeit mit seiner Frau und den beiden Kindern zu verbringen. Und er ist froh, dass seine Arbeit ihm auch Raum dafür lässt, denn, wie er sagt, Qualitätszeit mit der Familie ist ihm ausgesprochen wichtig.
Nur manchmal klingelt auch an seinen freien Tagen das Handy. „Es kommt ab und zu mal vor“, sagt er. „Meistens kann ich das, was gerade anfällt, an einen Mitarbeiter delegieren, aber manchmal muss ich auch selbst kurz ins Werk fahren.“ Seine Familie akzeptiert das und dafür ist er sehr dankbar. „Glücklicherweise habe ich dabei die volle Unterstützung meiner Frau Sarinah und meiner beiden Kinder Hafiz und Arina. Denn sie sehen, dass mich die Arbeit wirklich ausfüllt und ich sie sehr gerne mache.“

Im Lauf seiner zwölf Jahre bei Continental Sime Tyre hat Muhamad Shahriman Munit mehrere Stationen durchlaufen, unter anderem als Technischer Leiter, als Produktionsleiter und Industriemechaniker. Seine Vorgesetzten hatten ihm jedes Mal nach einiger Zeit empfohlen, sich zu verändern. „Zu Anfang befürchtete ich, sie machten das, weil sie fanden, dass ich nicht gut genug in meiner aktuellen Position sei. Aber dann habe ich verstanden, dass sie mein Vorankommen fördern wollten. Und ich bin ihnen sehr dankbar dafür.“

Heute leitet er das Qualitätsmanagement für Lkw-und Bus-Radialreifen und Tire Uniformity. „Mir gefällt dieser Bereich besonders gut“, sagt er. „Ich löse sehr gerne Probleme. Es ist wie bei einer Mathematik-Aufgabe. Manchmal ist sie so knifflig, dass man gar nicht weiß, wie und wo man anfangen soll. Aber das ist eine Herausforderung, wie ich sie liebe.“ Es ist auch eine Herausforderung, für die er sich gut gewappnet sieht. „Die Trainings, zu denen Continental mich geschickt hat, helfen mir sehr dabei“, sagt er. „2005 durfte ich zum Beispiel zu einer Fortbildung in ein Werk von Continental in Europa. Das war so unglaublich – das kann ich gar nicht in Worte fassen. Es war sehr spannend, zu sehen, wie unsere Brüder und Schwestern in Europa arbeiten. Es herrscht dort ja eine ganz andere Mentalität als hier in Malaysia. Einiges von dem, was ich dort gelernt habe, fand ich so gut, dass ich es in Absprache mit meinen Vorgesetzten nun auch hier in Petaling Jaya mit unserer hiesigen Arbeitsweise kombiniert habe und wir dadurch unsere Ergebnisse verbessern konnten.“

Munit schaut sehr gerne auf seine zwölf Jahre bei Continental zurück. Neben den Trainings in Otrokovice, Puchov und Hannover gab es für ihn ein weiteres, ganz besonderes Highlight: Im Jahr 2011 wurde er für den ContiTireAward nominiert. Dieser Preis wird jährlich für herausragende Leistungen von Mitarbeitern innerhalb der weltweiten Reifen-Division vergeben. „Dass ich in die Endrunde für den ContiTireAward 2011 gekommen bin, war ein sehr großer Erfolg für mich“, sagt er. Und man spürt ihm immer noch die Freude darüber an, dass man ihn für diese Auszeichnung vorgeschlagen hatte. „Das werde ich nie vergessen."

Leidenschaft in dritter Generation.

An den Moment, als die Maschine das erste Mal anlief, kann sich Siegbert Steuber noch genau erinnern. Vier Jahre ist das her. Monatelang hatten der Prozesstechniker und sein Team zuvor an der Entwicklung gearbeitet, waren immer wieder in den Schwarzwald gefahren, um dort mit den Ingenieuren des Maschinenbauers den Produktionsprozess Schritt für Schritt durchzugehen, um die Konstruktion der Wickelbodenanlage zu optimieren oder die Software zu testen, die die Maschine steuert.

Schließlich war es soweit: Die neue Maschine stand in der Halle des Continental-Werks in Korbach und verarbeitete zum ersten Mal die Kautschukmischung zu Reifenböden. „Wir wussten nicht, ob das gut geht, ob die Mischung abreißt. Das Problem ist, solche Anlagen mit Material zu fahren“, sagt Steuber. „Dann zu sehen, dass es tatsächlich funktioniert, war einfach toll!“

Ein Erfolg, auf den er heute noch stolz ist. Immerhin war die Automatisierung dieses Teils der Produktion von Spezialreifen zuvor weder anderswo bei Continental noch bei einem Wettbewerber gelungen – die Inbetriebnahme der Bodenwickelanlage in Korbach war also eine Weltpremiere.

Bis Steuber und sein Team die Entwicklung der Maschine in Angriff nahmen, wurden alle Reifenböden in Korbach in Handarbeit gefertigt. Ein Dutzend Leute waren damit beschäftigt, mussten die Drahtringe von Hand in den Reifenboden einziehen. Ein Knochenjob und ein Kostenfaktor, der das Werk im weltweiten Standortwettbewerb belastete. Inzwischen läuft die Maschine - und Steuber arbeitet längst an neuen Projekten, damit die Produktion in Korbach noch effizienter wird.

„Meine Stärke ist zu analysieren: Wo ist das Problem im Prozess?“, sagt er. Dabei hält es ihn meist nicht lange am Schreibtisch. Nur wenn er seine Mails checken muss oder an einem Programm schreiben, um die Maschinen bei der Produktion eines neuen Reifentyps zu steuern, sitzt Steuber am Computer. Dann ist der drahtige 47-Jährige schnell wieder irgendwo in den Hallen unterwegs, immer erreichbar mit dem Telefon am Gürtel, immer ein Auge auf die Maschinen, einen prüfenden Blick auf die fertigen Reifen, immer Zeit für ein Gespräch mit den Kollegen.

Hier ist er für alle einfach nur „der Siggi“, viele der Korbacher Kollegen sind wie er schon seit Jahrzehnten dabei. „Die haben Vertrauen zu mir und wissen, dass ich sie einbinde“, sagt Steuber. Und er weiß, dass der den Rat der Praktiker aus der Produktion braucht, um die Prozesse immer weiter optimieren zu können. „Unsere Leute, die den ganzen Tag an den Maschinen arbeiten, das sind die Fachleute. Vielleicht weiß ich theoretisch einiges mehr – aber praktisch sind die einfach besser drauf. Deswegen versuche ich das Fachwissen der Jungs immer mit zu nutzen.“

Dabei ist Steuber alles andere als ein praxisferner Theoretiker. Schließlich hat er selbst lange in der Produktion gearbeitet. 1984 fängt er nach der Schule bei Continental in Korbach an, in der Fabrik, die sein Großvater nach dem Krieg wieder mit aufgebaut hat und in der damals auch seine Eltern beschäftigt sind. Er macht die Ausbildung als Kunststoffformgeber und wechselte bald zu den Vollreifen. Komm zu uns, das ist eine aufstrebende Abteilung, lockt der Leiter der Spezialreifenproduktion den jungen Facharbeiter.

Und Steuber nutzt seine Chancen. Bald wird ihm angeboten, Personalverantwortung zu übernehmen und zum Schichtleiter aufzusteigen, dann macht er seinen Meister, besucht dafür zwei Jahre lang nach der Arbeit die Abendschule. „Ich hatte Glück, weil ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Und weil meine Vorgesetzten mich unterstützt und gefördert haben“, sagt er.

Die Produktion der Reifen für Nutzfahrzeuge hat ihn schnell fasziniert, und bis heute hat die Begeisterung kein bisschen nachgelassen. Vollgummireifen für Zugmaschinen, Gabelstapler oder Tieflader werden in Korbach hergestellt, meist Spezialanfertigungen in kleinen Serien. Klasse statt Masse. „Wir haben absolute Premiumprodukte“, sagt Steuber. „Aber Qualität hat auch ihren Preis. Wenn der Reifen nicht performt, kauft den keiner.“

Daran, dass die Performance stimmt, arbeiten in Korbach alle gemeinsam. „Niemand sagt: Dafür bin ich nicht verantwortlich. Unsere Strukturen sind darauf ausgelegt, dass jeder ein Teamplayer ist“, sagt Steuber. Scheuklappen oder Denkverbote gibt es nicht. Jeder kennt jeden, die Kommunikationswege sind kurz, die Hierarchien flach.

Steuber hat hier seinen Platz gefunden. Ihn reizt es, immer wieder neue Projekte anzugehen, er kann selbstverantwortlich arbeiten, kann sich die Teams zusammenstellen, die er braucht, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Inzwischen winkt er ab, wenn die Werksleitung ihm im alljährlichen. Personalentwicklungsgespräch weitere Karriereschritte eröffnen will. „Ich bin angekommen“, sagt er. „Wenn ich jeden Tag das Gleiche machen würde, wäre es vielleicht Zeit für etwas Neues. Aber meine Arbeit bringt jeden Tag neue Herausforderungen. Ich kann mich hier entfalten, die eigenen Vorstellungen umsetzen.“

Steuber weiß, welche Anstrengung es bedeutet, im knallharten Wettbewerb Schritt zu halten, in guten wie in schlechten Jahren. „Kosten optimieren und dabei die Qualität nie aus den Augen lassen. Das ist der Spagat, den wir hier schaffen müssen“, sagt er. „Wir sind nun mal ein Hochlohn-Standort und müssen deshalb darauf achten, dass unsere Produktion immer so effizient wie möglich läuft.“

Den sicheren Arbeitsplatz, den er dafür bei Continental in Korbach hat, weiß Steuber zu schätzen. Und die Freiheiten, die ihm sein Job bei aller Leidenschaft lässt, um Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen. Seine Frau ist als Krankenschwester im Schichtdienst beschäftigt, also ist zuhause sein Einsatz als Vater gefragt. Die Arbeitszeiten des Prozesstechnikers sind flexibel genug, um sich auch mal am Nachmittag um die beiden Kinder zu kümmern oder sie morgens zur Schule zu bringen. Und es bleibt genug Raum für sein ehrenamtliches Engagement als Trainer der F-Jugend im örtlichen Fußballverein.

„Ich bin immer froh, nach der Arbeit wieder nach Hause zu kommen“, sagt er. „Auch wenn meine Abteilung bei Conti manchmal schon fast wie eine Familie ist“. Und schließlich ist Continental für Steuber auch ein Teil der Geschichte seiner Familie, in der die Leidenschaft für Reifen über Generationen geht. „Ich sage immer: In meinen Adern fließt kein Blut, sondern Kautschuk“, erklärt Steuber grinsend. Und seine Augen leuchten.

Mit Conti um die Welt.

Maximal fünf Jahre. Ein halbes Jahrzehnt in einem Unternehmen. Mehr hat sich Federico Jimenéz sich nicht vorstellen können, als er noch Ingenieurwesen in Madrid studierte. Beim besten Willen nicht. Spätestens dann wäre doch die Routine zu groß gewesen und die Lust auf etwas ganz Neues - ein neues Projekt, eine neue Arbeit, vielleicht eine neue Stadt!

Das Studium hat er längst beendet. Inzwischen ist Jimenéz zwölf Jahre bei Continental. Und an einen Wechsel verschwendet er keinen Gedanken mehr. Dabei hat der inzwischen 40-Jährige seine Lust auf neue Herausforderungen kein bisschen verloren. "Denen muss ich mich hier laufend stellen", sagt er. "Und man kann hier, wenn man will, alle fünf Jahre in ein neues Unternehmen wechseln - und ist immer noch bei Continental."

Im Kundendienst für die iberische Halbinsel hat Jimenéz angefangen, nach zwei Jahren wechselte er zu den Nutzfahrzeugreifen. Inzwischen ist als Key Account Manager Global Operations Port für den weltweiten Vertrieb der Spezialreifen für Gabelstapler, Zugmaschinen oder Rollkräne in den großen Containerhäfen verantwortlich. Die vier großen Terminalbetreiber, die fast die Hälfte des globalen Geschäfts unter sich aufteilen, sind seine wichtigsten Kunden.

Ein Markt, in dem nur bestehen kann, wer die Wünsche seiner Klientel genau kennt. Also ist Jimenéz unterwegs, Woche für Woche, rund um die Welt. Zwischen den Häfen, den Konzernzentralen und den Standorten von Continental, wo die Reifen entwickelt und hergestellt werden. Meist geht am Montag früh in Madrid los, nach Dubai oder Honkong, Fort Mill oder Kopenhagen. „Der Einblick in die verschiedenen Kulturen fasziniert mich“, sagt Jimenéz. „Da habe ich durch die vielen Reisen in den vergangenen Jahren bei Continental viel gelernt.“

Das dabei gesammelte Wissen muss er jeden Tag anwenden, um im Job zu bestehen. Denn zu verstehen, was der Kunde aus China will, wie man den Vertriebskollegen aus den USA motiviert oder was den Entwicklungsingenieur aus Deutschland antreibt, ist für Jimenéz essentiell. „Nur so kann ich in einem global aufgestellten Unternehmen wie Continental erfolgreich arbeiten“, sagt er.

Wenn er an den verschiedenen Standorten von Continental Vertriebsmitarbeiter schult, reichen ein paar Fakten über die technischen Details der neuen Produkte oder ein paar Charts mit Marktdaten nicht aus. Jimenéz weiß inzwischen genau, wie er die Kollegen vor Ort ansprechen muss - etwa in China: “Die lernen schnell und langweilen sich schnell - also darfst du deinen nie zweimal mit der gleichen Botschaft kommen”. Seine Erkenntnisse aus dem Umgang mit der Klientel aus den verschiedensten Kulturkreisen teilt der erfahrene Verkäufer gern. “Ich wollte zwar nie Lehrer werden”, sagt er. “Aber die Leute sagen mir, dass ich das inzwischen ziemlich gut mache.”

Globale Kommunikation ist auch gefragt, wenn Jimenéz seine Projekte vorantreibt, Als Vertriebschef für die Häfen ist er maßgeblich an der Entwicklung neuer Produkte beteiligt. Continental ist in vielen Segmenten Marktführer, wie etwa bei den Gabelstaplerreifen, und diese Position gilt es mit immer neuen Innovationen zu halten. Doch noch mehr reizt es Jimenéz, neue Märkte zu erobern, in denen Continental bislang nicht vertreten war oder Wettbewerbern Marktanteile abjagen kann. “Als Herausforderer anzutreten bedeutet vielleicht mehr Stress - macht aber auch mehr Spaß!”, findet Jimenéz.

Gerade ist Jimenéz wieder in so einer Phase, in denen eines seiner Entwicklungsprojekte vor dem Abschluss steht. Noch ein paar Wochen Arbeit unter Hochdruck, dann kommt Continental mit einem neuen Reifen für Portalhubwagen auf den Markt, ein neues Hochleistungsprodukt für Hochleistungsfahrzeuge. Reifen, auf denen bis zu 150 Tonnen lasten.

Der erfahrene Vertriebsmann erkannte die Chance, mit neuen Reifen in Continental-Qualität bei geringerem Verschleiß und damit niedrigeren Gesamtbetriebskosten neue Kunden zu gewinnen. “Dafür musste ich im Unternehmen erst mal an einige Türen klopfen”; erinnert sich Jimenéz. Musste Vorgesetzte überzeugen, Entwickler für das Projekt gewinnen, Finanz-, Rechts- und Marketingexperten zusammen bringen und schließlich ein internationales Team aufbauen. “Der Druck war hoch. Aber wir hatten das Commitment unseres Managements und waren alle davon überzeugt, dass wir es schaffen.”

Jimenéz schätzt die Arbeitsatmosphäre in der Nutzfahrzeugreifensparte von Continental. “Wenn du eine vernünftige Idee hast, kannst du sie hier vorschlagen und umsetzen”, sagt er. “Im Management herrscht ein offenes Gesprächsklima - und man bekommt schnell Antworten.” Freedom to act, lautet die Maxime. Größtmögliche Handlungsfreiheit, um Wachstumschancen nutzen zu können, die Freiheit, immer wieder neu durchstarten zu können. “Bei Null anfangen - und etwas großes schaffen”, sagt Jimenéz.

Der Einsatz dafür ist hoch. Viele Nächte im Flieger, selten mehr als zwei Tage an einem Ort. Dafür bleibt Jimenéz der Gang ins Büro erspart. Was nicht unterwegs anfällt, kann er im Home Office erledigen. Und irgendwie schafft er es fast immer, das Wochenende bei Familie und Freunden daheim in Madrid zu verbringen. “So viel unterwegs zu sein, ist manchmal schon ganz schön hart”, sagt er. “Aber ich habe gelernt, dass es bei der Zeit, die ich mit meiner Familie verbringe, mehr auf Qualität als auf Quantität ankommt.”

Inzwischen ist die Entwicklung des neuen Reifens für die Straddle Carrier abgeschlossen. Ein neues Vulkanisierungsverfahren hat den Rollwiderstand um 15 Prozent vermindert, die Reifen sind in der Anschaffung rund ein Viertel günstiger als die des Wettbewerbs – und immer noch stabiler und sicherer. “Jetzt rollen wir den Markt auf”, sagt Jimenéz und grinst. Und er kann es eigentlich kaum erwarten, das nächste Projekt anzugehen, die nächste Herausforderung. Vielleicht in einem neuen Job an einem anderen Ort? “Die Welt ist in Bewegung. Wenn du beruflich vorankommen willst, musst du dich bewegen”, sagt er. Und dafür ist dort, wo er arbeitet, noch reichlich Platz.

Berufung: Erfinder.

Er muss immer ganz nah ran an das Problem. Martin Theusner steht in einer Fabrikhalle im slowakischen Puchov, irgendetwas hakt – ein heulender Sirenenton weist auf ein Problem hin. Der 67-jährige Theusner trägt Bürokleidung, aber es ist ihm egal, dass die jetzt schmutzig werden könnte. Denn diese Maschine hat er mitentwickelt, und wenn er schon einmal vor Ort ist, fühlt Theusner sich zuständig dafür, dass alles so läuft, wie er sich das ausgedacht hat. Flecken auf Hemd oder Hose spielen dann für ihn keine Rolle. Schließlich hat er schon ganz andere Dinge erlebt: „Einmal musste meine Armbanduhr dran glauben“, erzählt er. Da hatte Theusner vergessen, sie abzulegen, bevor er sich an einem Großmagneten zu schaffen macht. Die Uhr war hinüber, aber die Maschine lief wieder.

Der Lebenslauf von Martin Theusner dokumentiert ein äußerst interessantes Berufsleben bei Continental Nutzfahrzeugreifen. Aber unter den Berufsbezeichnungen all der Stationen, die er in diesem Unternehmen durchlaufen hat, fehlt die eigentliche. Theusner war nämlich immer eines: Erfinder. Ist ja auch kein Beruf, für den man formelle Kriterien erfüllen oder Examina vorlegen kann. Immerhin, schaut man auf den einschlägigen Patentseiten im Internet nach, dann finden sich einige Einträge über Innovationen, die er für Continental entwickelt hat. „Erfinder: Martin Theusner“, steht da stets darunter. Eigene Ideen entwickeln, einbringen und durchsetzen – das war, was den Chemiker in den mehr als 30 Jahren bei Continental am meisten gefesselt hat. „Ihm liegt es im Blut.

Als Jugendlicher hat er zusammen mit seinen Brüdern „schon immer gern an Autos gebastelt – repariert, geschraubt, geschweißt“, erinnert sich der Hannoveraner. Als sich Ende der 1970er Jahre, Theusner war damals nach seiner Promotion Assistent an der Universität Hannover, eine berufliche Chance bei Continental bot, musste er nicht lange überlegen. Er begann bei den chemischen Rohstoffen, wechselte dann zur Mischungsentwicklung. Da war er schon wieder beim Ausprobieren, beim Neu-Denken. Hindernisse kennt er nicht – und wenn, dann weiß er sie zu überwinden. Ich habe von Anfang an eigene Ideen eingebracht. „Auf eingefahrenen Wegen kommt man nicht weit, findet er: „Da ist auch Intuition gefragt.“

Theusner ist kreativ und gründlich, wie gute Naturwissenschaftler das nun einmal sind. Aber er ist nicht unbedingt geduldig. Wenn ihm eine Idee kam und er eine Versuchsreihe aufbauen wollte, wich Theusner schon einmal in die heimische Küche aus. Er holte ein altes Aquarium samt Zubehör und leere Einweckgläser aus dem Keller, räumte die Spüle frei und fing an mit seinen Versuchen. Vor allem die Donnerstagabende wurden intensiv der Forschung gewidmet, denn da spielte seine Frau Bridge.

Bessere Produkte und eine effizientere Produktion waren die Zielmarken für Theusners Erfindungen. Ab Mitte der 1990er Jahre, er hatte gerade die Leitung der Abteilung Umweltschutz im Geschäftsbereich Nutzfahrzeugreifen übernommen, kamen die Schonung von Ressourcen und eine bestmögliche Umweltverträglichkeit hinzu.
Da hatte man mit dem sportlichen Naturfreund den Richtigen gefunden. Er war immer jemand, der sich gern im Freien aufhält, ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Skifahrer und joggt auch mit seinen nun 67 Jahren gerne. Als Umweltaktivist hat er sich trotz seiner Liebe zur Natur zwar nie verstanden. Aber darüber, was er auf seinen Reisen mitunter erlebte, war er ziemlich entsetzt: „Ich habe massive Umweltbelastungen gesehen – vergiftete Flüsse, all so etwas, das hat mich schon belastet.“ Aber wozu ist er Chemiker? „Da musst du mit deinem Wissen beitragen“, hat er sich gesagt, „auch wegen der Kinder. Es geht ja um die Frage, wie die Welt in 20, 30 oder 40 Jahren für die Kinder aussieht.“

Seine Ideen bekommt der Chemiker nicht nur am Schreibtisch oder im Labor. Die Idee zur sogenannten „Hurricane Machine“, die im slowakischen Continental-Werk Puchov Gummimischung und Stahlcord aus unvulkanisierten Produktionsabfällen trennt, ist ihm auf einem Schrottplatz gekommen. „Man kann vieles nur beurteilen, wenn man raus geht und auch außerhalb des Büros Ideen sammelt“, weiß Theusner. In Conti-Werken, bei Partnerfirmen und Hochschulinstituten. Da schlägt das Forscherherz in seiner Brust. Und wenn jemand fragt, ob das unbedingt sein müsse mit Recherchen auf Schrott- oder anderen Plätzen, dann antwortet Theusner: „Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem man nicht noch einen Erkenntnisgewinn erzielen könnte.“ Er hat sich den Beruf schließlich ausgesucht, „damit ich innovativ tätig sein kann“. Denn „nur nach 08/15 zu arbeiten, hätte mich nicht zufrieden gestellt“.

Theusner genoss bei all seinen Vorstößen stets den Rückhalt seines Unternehmens. Er weiß aber auch: „Sie müssen schon Erfolg haben damit. Heute ist er pensioniert, arbeitet für Continental aber noch an Projekten, die er in seiner aktiven Zeit begonnen hat. Und Theusner hat noch einen Traum, den er sich gerne erfüllen würde, eine letzte gelungene Problemlösung. „Alle Reifenwerke der Welt haben – bei allem Schutz, den moderne Filteranlagen bieten - mit den Emissionen bei der Vulkanisation zu kämpfen“, sagt er. „Die einzuschränken, wäre schon sehr wichtig!“ Es ist nicht undenkbar, dass Martin Theusner auch dazu noch eine passende Erfindung einfällt.

Neu, unbekannt, genau richtig!

Sein Name ist sogar für Inder ein Zungenbrecher, deshalb nennen ihn alle nur „Vig“. Die Abkürzung funktioniert überall – und passt auch viel besser zu einem, der sechs Sprachen spricht, der in Indien geboren wurde, in Indonesien aufgewachsen ist, in den USA studiert hat und in Deutschland arbeitet. Um nur einige Stationen seines Nomadenlebens zu nennen. Wäre es ein Buch, man könnte es auch „Vig sucht das Abenteuer“ nennen. Denn das Unbekannte, Neue ist es, das dem jungen Mann aus Kerala, dem südlichsten Zipfel Indiens, den Kick gibt: „Ich langweile mich schnell“, gibt der quirlige 27-Jährige offen zu. „Mich reizt es, ins kalte Wasser zu springen – das ist mir lieber als eine warme Dusche.“

Das Unbekannte war es auch, was ihn zu Continental zog. „Ich hatte mein Maschinenbau-Diplom in der Tasche, den Gedanken zu promovieren im Kopf und vier oder fünf Jobangebote aus der Industrie auf dem Tisch“, sprudelt Vig hervor. Beim Vorstellungsgespräch bei Continental fragt man ihn, ob er nach Deutschland gehen wolle. Er antwortet perplex: „Ich spreche kein Deutsch!“ – „Das macht nichts“, heißt es, „das braucht du nicht. Englisch reicht.“ Für einen Automobilzulieferer arbeiten, der offensiv Leute mit ganz unterschiedlichem Hintergrund zusammen bringt? „Das klang nach einer spannenden Arbeitsatmosphäre“, erinnert sich Vig.

Also packte er seine Sachen und zog nach Hannover, startete im Trainee-Pool der Continental-Zentrale. Sechs Monate lang hatte er Gelegenheit herauszufinden, was er in der Firma will – und die Firma von ihm. „Eine großartige Sache für Leute, die etwas neues ausprobieren wollen“, erzählt Vig begeistert. Die Trainees organisieren ihre Ausbildung selbst: lernen alles Mögliche über Reifen, knüpfen Netzwerke, hospitieren in einem Werk. „Für mich hat das super funktioniert“, schwärmt Vig. Der Schnellredner, der noch schneller denkt als er spricht, entschied sich nach Ablauf des Praktikums für einen Job als Ingenieur für Reifenentwicklung in der Forschung und Entwicklung bei Continental Nutzfahrzeugreifen.
„Wir sind eine vergleichsweise kleine, dynamische Einheit“, erklärt Vig. „Man bekommt mit, was Kollegen in anderen Bereichen machen, jeder hat mehrere Hüte gleichzeitig auf.“ Er selbst arbeitet im Team für Asien-Pazifik, an der Einführung von Radialreifen im schnell wachsenden indischen Markt. Anfangs hatte er Vorbehalte, fand die Aufgabe für einen Inder zu naheliegend. Aber die große Verantwortung, die man ihm überträgt, begeistert ihn: „Ein fantastisches Projekt“, sagt Vig mit glänzenden Augen.

Doch kaum, dass Vig seinen Platz in Hannover gefunden hatte, stellte sich seine Welt einmal mehr auf den Kopf: „Völlig unerwartet erhielt ich die Chance, ein Projekt in Indien zu koordinieren“, erzählt er. Ohne zu zögern packte er abermals seine Sachen: „Ich hatte keine Zeit, mir groß Gedanken zu machen“, schmunzelt er. Und so arbeitete Vig drei Monate lang in Modipuram, in einer durch und durch ländlichen Gegend rund 100 Kilometer nördlich von Delhi. Dass er Hindi spricht, hilft ihm. Und ihm hilft seine persönliche Stärke, mit Veränderungen umzugehen: „Die neue Umgebung, neue Herausforderungen, neue Verantwortung – das begeistert mich!“

Zurück in Hannover, sucht er nun neue Herausforderungen – in seinen Projekten, und auch jenseits des Jobs. „Ich mache gerade meinen Führerschein, damit ich die Gegend besser erkunden kann.“ Seine US-Lizenz wird in Deutschland nicht anerkannt. „Es ist gar nicht so leicht, etwas zu lernen, das man schon kann!“, schmunzelt Vig. Deutsch lernt er „nebenbei“ auch, bei Taxifahrern und Kioskverkäufern – und im Cricketverein. „Ich bin Inder, da muss man Cricket spielen“, schmunzelt Vig. Talent hat er wohl auch – selbst wenn es unter Millionen von Cricketspielern in Indien nicht zum Profi gereicht hätte, wie Vig grinsend sagt

Die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt Vig in Meetings und Nachbarbüros, in der übrigen Zeit sitzt er an seinem Schreibtisch vor dem Computer. Seinen Entwickler-Job findet er großartig: „Es gibt hier auf konzentriertem Raum ganz unterschiedliche Leute und Aufgabengebiete, man hat unzählige Optionen.“ Langeweile hat da keine Chance. Für Vig zählt nicht das Image der Produkte, sondern die Arbeit daran: „Reifen sind nicht sexy, aber die Entwicklung ist spannend: es steckt so viel im Verborgenen, allein der Kautschuk ist eine Welt für sich!“

Kreativ sein, neue Ideen einbringen – und etwas machen, das nicht jeder kann: das ist es, was Vig glücklich macht. Und darum geht es für ihn im Leben: ums glücklich sein. „Ich will keinen coolen Titel, sondern einen coolen Job.“ Den hat er in der Reifenentwicklung gefunden, und deswegen ist eines sicher: In der Forschung & Entwicklung will Vig erst mal bleiben – und auf jeden Fall bei Continental.

Der Ideen-Förderer.

Wenn seine Tür offen ist, dann ist sie offen. Und zwar für jeden, ob Ingenieur oder Manager. „Wenn jemand eine gute Idee hat, dann soll er einfach zu mir kommen und es mir erzählen“, sagt Geert Roik, seine wachen Augen blitzen. Vor fast dreißig Jahren hat er selbst bei Continental als Ingenieur in der Forschung und Entwicklung angefangen. Daher weiß er genau, wie wichtig es ist, dass einem der Chef ein Ohr leiht, wenn man etwas Interessantes ausbrüten will.

Heute ist Geert Roik selber der Chef, leitet die weltweite Forschung und Entwicklung bei Continental Nutzfahrzeugreifen. Der 58-Jährige braucht keine Krawatte, auch hemdsärmelig verströmt er reichlich Charisma. Aber er ist auf die Kreativität seiner Kollegen angewiesen. Denn die Bandbreite der Produkte ist gewaltig und die Anforderungen in den verschiedenen Märkten sind vielfältig. Kunden in asiatischen Ländern fragen nach ganz anderen Reifen als Kunden in Nordamerika oder Mitteleuropa. Außerdem haben Roik und seine Leute für das Entwickeln neuer Reifen nicht allzu viel Zeit. „Früher dauerte so etwas vier Jahre oder länger“, erzählt Geert Roik. „Da mussten die neuen Reifen im Prüfverfahren bis zu 800.000 Kilometer auf der Straße laufen und dann erneut analysiert werden.“ Heute nutzt das Forscherteam modernste Computerprogramme, die die Belastung neuer Reifen simulieren.

Wissen verschiedenster Art ist da gefragt: über die Mischung des Gummis und die Physik von Reifen, über Anforderungsbedingungen und Temperaturverhalten. Geert Roik hat Maschinenbau studiert; er entwickelt schon länger Reifen als die meisten Leute Auto fahren. Er sagt: „Die Aufgaben sind unheimlich komplex, niemand kann sich auf allen Gebieten gleichzeitig bis ins Letzte auskennen.“ Also lässt sich der Chef von Experten beraten, die bei ihrem Thema mit allen nur erdenklichen Detailkenntnissen aufwarten können. „Ich weiß, dass ich die besten Leute habe. Auf ihr Wissen kann ich mich verlassen – und das nutze ich gern.“ Das letzte Urteil über eine Neuentwicklung wird im Team gefällt. Ausschlaggebend ist das Votum der jeweiligen Experten, „die genau wissen, wovon sie reden“.

Auch die Erfahrungen anderer Abteilungen des Geschäftsbereichs Nutzfahrzeugreifen fließen mit ein – „um ein Thema schnell von allen Seiten beleuchten zu können“. Geert Roik hat sich über die Jahre ein breites Netzwerk bei Continental aufgebaut. Er sieht das als Grundlage für erfolgreiche Arbeit. Seine Abteilung kooperiert z.B. mit Lkw-Herstellern und mit Hochschulinstituten. Das bringt auch Gelegenheiten, Talente für das Team zu rekrutieren. Roik weiß, dass kaum ein Uni-Absolvent ein Faible für Nutzfahrzeugreifen hat: „Es gibt wahrscheinlich keinen, der von Reifen träumt – den Reifen muss man entdecken“, sagt er lächelnd. „Wer bei uns anfängt, mag das Umfeld in unserem Technologiezentrum.“

Wenn jemand eine gute Idee hat, spielt es in Roiks Team keine Rolle, wie lange er schon im Unternehmen arbeitet, wie alt er ist und wo er im Organisations-Chart steht. Und natürlich ist es auch egal, woher jemand kommt. Geert Roik erzählt stolz, dass derzeit Mitarbeiter – unter ihnen immer mehr Frauen – aus 55 Nationen in seiner Abteilung entwickeln. „Vielfalt ist eine unserer großen Stärken“, sagt er. „Wir denken weiter und breiter!“ Außerdem sei es ein Unterschied, ob zum Beispiel eine Chinesin einen Reifen für China entwickele, als wenn das jemand macht, der weder den Markt noch die Kultur oder die Sprache kennt. „Und natürlich ist es eine starke Motivation, für das Heimatland ein tolles Produkt zu entwickeln.“

Im Trainee-Pool starten derzeit junge Leute aus acht Ländern ihre Berufskarriere. Die Arbeitssprache ist Englisch. „Um mit uns zu arbeiten, braucht keiner ein Wort Deutsch zu können“, sagt Roik. „Die zentrale Aufgabe des Pools ist es, die eigene Ausbildung und den Start bei Continental in Form eines Projektes zu organisieren.“ Schon die Berufsanfänger profitieren von der flachen Hierarchie, die Roik vorlebt. „Gerade neue Mitarbeiter hinterfragen eingefahrene Strukturen und geben oft wertvolle Impulse.“ Und daher steht seine Tür auch für sie immer offen.

Im Auftrag Ihrer Qualität.

Polizist will er nicht sein. Jens Schöning versteht sich als Coach – einer, der andere dabei unterstützt, tagtäglich beste Qualität abzuliefern. Besonders pedantisch wirkt er nicht: Seine Besucher begrüßt er mit einem herzlichen Lächeln und jungenhaftem Charme statt mit Jackett und Krawatte. Der 49-Jährige leitet das Qualitätsmanagement bei Continental Nutzfahrzeugreifen in Hannover. Ein Bereich, dessen Mitarbeiter lange in dem Ruf standen, mit erhobenem Zeigefinger durchs Unternehmen zu gehen.

Auch Jens Schöning hat solche Erfahrungen gemacht: Von 2007 bis 2009 leitete er das Lkw-Werk in Illinois, USA. Das globale Qualitätsmanagement nahm sein Werk unter die Lupe, und es gab Grund zur Beanstandung. „Ich verliere nicht gern“, sagt er und lacht, „nicht mal beim Mensch-Ärgere-Dich-nicht-Spielen“. Er reagierte schnell, krempelte die Prozesse im Werk um, stärkte die Eigenverantwortung der Mitarbeiter, sorgte für regelmäßiges Nachfassen an Problemstellen. Mit Erfolg: Beim nächsten Audit gab es für das Team in Illinois mehr Lob als Tadel.

Zwei wichtige Dinge hat der Chemie-Ingenieur, der berufsbegleitend noch Kautschuktechnologie studiert hat, aus seinen Erfahrungen im Werk gelernt: Qualität funktioniert nur, wenn alle mitarbeiten. Und das klappt am besten, wenn die Mitarbeiter ihre Probleme selbst erkennen und Maßnahmen entwickeln, um sie zu lösen. „Früher waren Qualitätsmanager die, die kontrollieren, ob im Werk alles richtig läuft“, sagt Jens Schöning und spielt mit der Brille in seinen Händen. „Heute unterstützen wir die Kollegen vor Ort dabei, sich kontinuierlich zu verbessern.“ Im Mittelpunkt stehe immer stärker die Prävention – damit erst gar keine fehlerhaften Reifen produziert werden.

Natürlich interessiert sich das Qualitätsmanagement auch immer noch für die Fehler – in Reifen, in Zwischenprodukten, in Herstellprozessen. Früher hat ein Mitarbeiter stichprobenartig nachgemessen. Heute wird jeder einzelne Reifen und jeder Schritt bis zum fertigen Produkt geprüft. Und weil niemand durch Gummi hindurch sehen kann, wird der Reifen zusätzlich geröntgt. Jedes Röntgenbild wird per Augenschein kontrolliert – noch. Jens Schöning: „Zusätzlich setzen wir verstärkt auch digitale Prüfsysteme ein, die noch zuverlässiger Abweichungen aufzeigen.“ Der Qualitätschef stampft auch mal Reifen ein. „Wir müssen konsequent sein“, unterstreicht er. „Nur so können wir unser Qualitätsversprechen halten.“

Manche Qualitätsprobleme treten freilich erst viel später zutage, wenn der Reifen schon viele Kilometer im Einsatz ist. „Wir haben ein Frühwarnsystem etabliert“, sagt Jens Schöning. Neben verschiedenen internen Indikatoren erfasst es auch die Rückmeldungen aus den Märkten, die der Kundendienst weltweit aufnimmt. „Dank solcher Tools können wir heute frühzeitig eingreifen und korrigieren, sollte sich eine Abweichung abzeichnen.“

Doch die ausgefeilteste Technik ersetzt nicht das Gespräch mit den Kunden. Einmal im Jahr fährt der Qualitätschef in die Märkte. Bei einem seiner Besuche beschwerte sich ein Kunde bei Jens Schöning über einen Reifen, mit dem er unzufrieden war - der Kauf und die schlechten Erfahrungen lagen über zehn Jahren zurück. „Unsere Kunden sind Unternehmer; sie haben ein sehr gutes Gedächtnis. Ist das Image durch einen mangelhaften Reifen erst einmal beschädigt, dauert es lange, bis das Vertrauen wieder hergestellt ist“, weiß Schöning. Deshalb ist es ihm so wichtig, dass jeder Reifen, der ein Continental-Werk verlässt, die strengen Qualitätsanforderungen erfüllt.

Die Aufgaben der Qualitätsmanager wachsen so schnell wie Continental. Maschinen müssen aufgerüstet, Qualitätsstandards überarbeitet und Mitarbeiter geschult werden. Werden zusätzliche Produktlinien eröffnet oder gar neue Werke, wird der gesamte Prozess begleitet und überprüft. „Schon der erste Reifen, der in den Markt geht, muss den Anforderungen voll entsprechen“, sagt Jens Schöning.

Dieser Ehrgeiz ist es, der den Qualitätsexperten antreibt: Reifen sind Allerwelts- und Hochleistungsprodukte zugleich. „Von außen sind sie einfach nur schwarz und rund“, sagt er. „Aber auch bei Lkw-Reifen mit einem Umfang von zwei bis drei Meter kommt es auf Genauigkeiten von teilweise einem Zehntelmillimeter an.“ Der weltweite Konkurrenzdruck ist enorm, guten Absatz findet der billigste Reifen – oder der beste. Und zur Top-Performance gehört eben auch eine gleich bleibend hohe Produktqualität. Die zu gewährleisten ist bei Lkw-Reifen gar nicht so einfach. Die Belastung ist regional sehr unterschiedlich: In Saudi-Arabien laufen die Reifen bei 50 Grad Hitze und hohem Tempo auf dem Asphalt, bei der Müllabfuhr in den USA auf scharfkantigen Böden und in manchen Ländern mit weitaus mehr Fracht als vielleicht empfohlen. Jede Reklamation kostet nicht nur Geld und Image, sie belastet auch die Kundenzufriedenheit. Und Jens Schöning will zufriedene Kunden, extern wie intern, denn eines ist klar: Der Kunde ist König.

Einer für alle, alle für Conti.

Seine Mitarbeiter schätzt Thierry Wipff sehr, aber ein kleines Problem hat er manchmal doch mit ihnen: „Sie arbeiten, wenn ich schlafe, und sie schlafen, wenn ich arbeite“, sagt Wipff und lacht. Der Franzose ist Leiter der Produktion im Geschäftsbereich Nutzfahrzeugreifen bei Continental, und damit zuständig für die Produktion in acht Werken, die über den Globus verteilt sind. Trotz verschiedener Zeitzonen die Kommunikation am Laufen zu halten ist eine der Herausforderungen, vor denen der 50-Jährige täglich steht. „Ich reise viel, bin oft vor Ort“, erzählt er, „ich gehe gern durch die Werke und rede mit den Leuten – ich nenne das ‚Walk and Talk‘.“

Die Nähe, die bei diesen Treffen entsteht, hilft ihm, seine Vision zu verwirklichen: „Ich möchte, dass die verschiedenen Produktionsstandorte an einem Strang ziehen, Erfahrungen austauschen, voneinander lernen.“ Einmal pro Quartal besucht Thierry Wipff jedes der acht Werke weltweit, in denen Continental Nutzfahrzeugreifen herstellt. Aber auch von seinem Büro in Hannover aus steht er in engem Informationsaustausch mit seinem „virtuellen Team“, wie er es nennt. „Jeden Tag bekommen die etwas von mir gemailt. Und einmal in der Woche führen wir eine Telefonkonferenz.“

Seit 2001 arbeitet Thierry Wipff bei Continental; anfangs als Werksleiter im französischen Clairoix, danach im rumänischen Timisoara. Der schlanke Mann, der mit seinem dichten schwarzen Haar, der markanten Brille und dem schüchternen Lächeln noch fast jungenhaft wirkt, führt seit drei Jahren die Produktion bei Continental Nutzfahrzeugreifen an. „Anfangs war ich nicht sicher, ob ich mich für Nutzfahrzeugreifen-Reifen begeistern kann“, gibt der Technologie-Fan zu. „Heute verstehe ich, warum die Mitarbeiter eine solche Leidenschaft für Nutzfahrzeugreifen haben. Wir stellen Reifen her, auf die wir stolz sein können.“

Schnelligkeit und schlanke Prozesse – das will Thierry Wipff auch in der Produktion. Was ‚Lean Production‘ heißt, hat er nach dem Ingenieursstudium bei einem japanischen Elektronikkonzern in Frankreich gelernt. Wenn es ein Problem gibt, sollen seine Mitarbeiter sich nicht lange den Kopf zerbrechen, sondern zum Telefon greifen und Kollegen an den anderen Standorten fragen. „Oft kennt schon jemand die Lösung.“ Der Produktionschef will etwas bewegen: „Projekte durchziehen, Prozesse begleiten, Leute anleiten, Netzwerke kreieren, Menschen aus verschiedenen Kulturen in Prozesse einbinden – das liebe ich.“

Mit verschiedenen Kulturen kennt Wipff sich aus: Er wuchs in Marokko auf, hatte dort zwar „eine schöne, sorgenfreie Kindheit“, aber das reichte ihm nicht. Gerade mal 14 Jahre alt, verließ er seine Familie, zog alleine nach Frankreich. „Ich wollte mehr aus meinem Leben machen. Und ich wollte auf eigenen Füßen stehen.“ Wipff ging auf eine Militärschule, denn Vater und Mutter um Geld für ein Internat bitten wollte er nicht. Lieber tauschte er den Luxus des Elternhauses mit einem kargen Zimmer. „Meine Art, mit Leuten umzugehen und ihnen nahe zu sein, kommt aus dieser Phase meines Lebens. In der Militärschule habe ich gelernt, Leute zu akzeptieren, wie sie sind, vorbehaltlos mit Menschen zusammen zu arbeiten und Unterschiede als Bereicherung zu erleben.“ Diesen Gemeinschaftssinn trägt Wipff durch sein ganzes Berufsleben, ob in Frankreich, Rumänien oder jetzt von Deutschland aus in alle Welt.

Für großen Wettbewerb innerhalb eines Unternehmens hat der zweifache Vater wenig übrig. Stattdessen hilft Wipff Werksleitern, Produktions- und Qualitätsmanagern, ihre Kontakte zu verknüpfen. Er drängt die Leute in seinem Geschäftsbereich dazu, gute Ideen zu teilen. Und dazu, immer besser zu werden. „Selbst das beste Werk kann von den anderen noch etwas lernen“, glaubt er. „Zumal die Technologien sich ständig rasant weiter entwickeln. Außerdem: Ohne Konkurrenzdenken macht die Arbeit viel mehr Spaß!“